Es liegt in der Natur von uns Menschen, dass wir uns immer zuerst auf die Dinge konzentrieren, die wir noch verbessern können. Ich bin der festen Überzeugung, dass Exzellenz dann entsteht, wenn wir unseren Blick auf das richten, was schon gut ist, und dort den Hebel ansetzen.
Abb.: Was fällt uns auf diesem Bild zuerst auf? Eigene Darstellung
Fokus auf Störfaktoren
Viele von Euch waren sich bei meiner LinkedIn-Befragung von Anfang Woche einig: auf dem Bild (siehe oben) ist ganz klar ein Punkt zu sehen. Er fällt sofort auf. Dass er nur einen kleinen Prozentsatz der Fläche ausmacht und der Löwenanteil eine weisse Fläche ist, fällt oft erst später auf – wenn überhaupt. Genauso wenden wir das bei uns selbst, aber auch bei unserem Umfeld an.
Starten wir bei uns selbst
Wie schon im Einleser erwähnt, bin ich überzeugt davon, dass wir uns nicht auf die wenigen Schwächen – die wir vermeintlich haben – fokussieren sollten. Den wahren Unterschied können wir machen, in dem wir unsere Stärken besser (er)kennen und sie dann entsprechend ausbauen.
Zu wissen, wo man stark ist, ist essentielle Grundlage für unsere eigene Entwicklung, aber auch für gute Führung. Als Mitarbeitende:r hilft es, wenn wir unseren Vorgesetzten ganz gezielt unsere Stärken aufzeigen können. Als Führungskraft gilt es die Stärken unserer Mitarbeitenden zu erkennen und zu fördern. Um unsere Führungsfähigkeiten zu verbessern, schauen wir ebenfalls zuerst einmal bei uns selbst hin. Wo sind wir wirklich stark? Und wo weniger? Fällt uns das Fällen von Entscheidungen leicht? Sind wir perfektionistisch veranlagt? Sehen wir das grosse Ganze? Als Führungskraft ist es nicht unserer Aufgabe alles zu können oder auf alle Fragen eine Antwort zu haben. Vielmehr geht es darum, die richtigen Leute einzustellen, welche dann die fehlenden Antworten selbst beitragen. Um sich systematisch mit seinen Stärken auseinanderzusetzen kann ich den Gallup Clifton Strenghts Test wärmstens empfehlen: mit einer knappen Stunde Zeiteinsatz und einer grosszügigen Fünfzigernote kommt man an ein wissenschaftlich fundiertes Resultat mit ausführlichen Erläuterungen zu den eigenen Top-Stärken wie z.B. Bedeutsamkeit, Zukunftsorientierung, Fokus, Höchstleistung, Strategie oder Verantwortungsgefühl.
Wir sind so gestresst wie noch nie
Das weltweite Stresslevel ist seit Jahren hoch: seit 2009 ist es von 31% fast kontinuierlich angestiegen. Durch die Pandemie hat dieser Aufwärtstrend sogar noch einen zusätzlichen Push erhalten: Der weltweite Wert liegt aktuell bei 44%. Auch in der Schweiz liegt der neuste Wert bei satten 41%, in Deutschland bei 38%.
Quelle: Gallup Inc. 2022: State of the Workplace
Stärken-Fokus zeigt erwiesenermassen Wirkung
Was hat Stress denn aber nun mit Stärkenfokus zu tun? Eine ganze Menge: Die Entwicklung des Stresswertes war nämlich nicht überall gleich. Die Studie hat sich explizit mit stärkenfokussierter Führung auseinandergesetzt. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Wenn Führungskräfte den Fokus auf die Schwächen ihrer Mitarbeitenden gelegt haben, stieg der Wert auf bis zu 52% an. Haben die Führungskräfte den Fokus allerdings auf Stärken gesetzt, sank der Wert auf bis zu 20%.
Quelle: Gallup Inc. 2022: Markt Deutschland
Fazit
Die Konzentration auf Stärken ist nicht nur extrem positiv behaftet, sondern zeigt auch erwiesenermassen positive Wirkung. Sowohl für uns selbst, wie auch für unser unmittelbares Umfeld. Und nicht zuletzt auf für unsere Mitarbeitenden. Sich selbst besser zu kennen ist schon fast ein Hygienefaktor. Und als Führungsperson eine unverzichtbare Hausaufgabe.
Wenn das Lesen dieses Artikels Lust gemacht hat, und Ihr Euch einmal etwas genauer mit Eurem aktuellen Führungsstil auseinandersetzen möchtet: ich bin jederzeit für einen Austausch zu haben.